6. Station des Naturlehrpfads:

Die Gipfelvegetation des La Cerbatana

Text und Webdesign: S. Engwald
Fotos (wenn nicht anders gekennzeichnet): S. Engwald

Gipfel der Cerbatana Gipfelbaum

Am Gipfelstein von La Cerbatana stellten wir die Antenne des GPS-Gerätes auf. Freie Sicht herrscht selten, schon am Mittag behindert Nebel den Blick auf das Tal. Die Bäumchen zu beiden Seiten des oberen Bildes gehören zur Gattung Myrsine und sind charakteristisch für die Gipfelvegetation.

Auf dem Gipfel der Cerbatana ändert sich die Pflanzenwelt schlagartig. Hier auf 1060 m über dem Meer (GPS-Messung: 10°37'29,65'' nördliche Breite, N 63°10''17,46'' westliche Länge) wird aus dem Nebelwald eine Strauchvegetation mit kleineren Bäumen (siehe Fotos oben). Der charakteristische Baum dieser Zone ist eine Myrsine-Art (Familie der Myristicaceae), die typisch für offene und exponierte Stellen ist. Eine weitere neue Baumart ist Vismia baccifera ssp. dealbata aus der Familie der Clusiaceae, eine Familie, zu der auch unser heimisches Johanniskraut gehört. Dieser kleine Baum besitzt orangen Milchsaft und die Unterseite der Blätter ist auffällig rötlich braun gefärbt.

Auch wenn die Pflanzen auf dem Gipfel nicht sehr spektakulär erscheinen, fanden wir doch einige sehr ungewöhnliche Arten. Auf den Bäumchen aufsitzend und dort nur in feuchten Mosspolstern zu finden, versteckt sich Utricularia buntingiana (Fam. der Wasserschlauchgewächse - Lentibulariaceae). Sie fällt eigentlich nur auf, wenn sie blüht (siehe Foto unten). So winzig sie ist - so gefährlich kann sie für kleine Gliedertierchen sein, die in den Moospolstern leben. Mit zu Fangapparaten umgebildeten Wurzeln erbeutet sie zum Beispiel kleine Springschwänze, die sie mit Hilfe von Enzymen verdaut. Eine echte fleischfressende Pflanze!
Wenn Heidekrautgewächse (Ericaceae) auf Bäumen wachsen, ist das immer ein Zeichen dafür, dass man sich in dem relativ kühlen Bereich eines Bergregenwald befindet. So verwundert es nicht, auf den Gipfelbäumen die große epiphytische Ericaceae Macleania cf. nitida anzutreffen.

Utricularia buntingiana Speicherknollen der Utricularia

Die fleischfressende Pflanze Utricularia buntingiana fällt hauptsächlich durch ihre Blüte auf (linkes Foto von Bruno Manara aus dem Buch Paria - En el tiempo y en el corazón). Rechts sieht man die Speicherknollen der Pflanze, die größere Blätter ausbildet, wenn sie nicht blüht.

Mandevilla sp. Auch die nebenstehende Kletterpflanze ist ein Bewohner der Gipfelregion. Die Mandevilla sp. gehört der Familie der Hundsgiftgewächse an (Apocynaceae). Der Milchsaft dieser Familie ist in der Regel sehr giftig. Foto: Cordelia Hauf